Generalsanierung und Erweiterung Verwaltungsgebäude Prannerstraße 9

1. Preis Vergabeverfahren
Ort: München, Prannerstraße 9
Auftraggeber: Erzdiözese München und Freising KdöR
Planung / Realisierung: 2023–2027
Größe: 3.170 qm BGF
Projektteam: Andreas Ferstl, Andreas Demharter, Peter Moos, Laura Kwanka, Markus Westerholt, Fabian Matella

Der Bauherr nutzte das Gebäude in der Prannerstraße 9 bis zuletzt selbst als Verwaltungsgebäude und beabsichtigt nun eine Generalsanierung seiner Liegenschaft. Im Anschluss soll es als hochwertiges, modernes Bürogebäude vermietet werden.

Das »Palais Gisé« stammt ursprünglich aus dem 18. Jahrhundert, die reich geschmückte Spätrokokofassade widerstand auch den starken Zerstörungen des zweiten Weltkriegs. Seitdem sind zahlreiche Umbau-, Erweiterungs- und Sanierungsmaßnahmen bekannt, die letzte erfolgte in den frühen Neunziger Jahren. Das Haus ist als Einzeldenkmal eingetragen und Bestandteil des Ensembles »Altstadt München nach dem Wiederaufbau«.

Der Besucher gelangt über einen zentralen Durchgang von der Prannerstraße aus in einen rechteckigen Innenhof. Dieser wird von den drei Bauteilen des Gebäudes, Vorderhaus, Seitenflügel West und Seitenflügel Ost, umschlossen.

Die Fassaden im Innenhof wirken im Bestand beliebig, sie werden weder als Ensemble wahrgenommen, noch gibt es einen Bezug zur besonders reich geschmückten Fassade zur Prannerstraße.

Unser Fassadenentwurf wirkt diesen Mängeln entgegen: Er bindet die einzelnen Bauteile zusammen und integriert die geplanten Erweiterungen als neue Schicht. Übergeordnet soll die dreiteilige Gliederung der Palaisfassade im Innenhof aufgenommen werden. Diese horizontale Gliederung wird ergänzt durch Gestaltungselemente, die teilweise im Bestand schon vorhanden sind (Faschen, außen liegender textiler Sonnenschutz) oder addiert werden (Putzstrukturen, Farbflächen, Geländer). Die Ausführung dieser Elemente soll – in Anlehnung an die Strategien des Wiederaufbaus – einfach, geometrisch und mit angemessenen Mitteln erfolgen und nicht historisierend sein. Das Ensemble wird durch die Maßnahmen homogener wahrgenommen und erhält eine zeitgemäße, dem Standard des Hauses angemessene Gestaltung.

Ebenfalls vom Durchgang aus erreicht der Besucher das neu geschaffene Foyer. Von dort aus wird ein neuer, barrierefreier Aufzug, sowie das bestehende, denkmalgeschützte Treppenhaus erschlossen. Die Grundrisse wurden derart entwickelt, dass eine geschossweise multitenant Vermietung genauso möglich ist wie ein singletenant, der als alleiniger Mieter das ganze Gebäude nutzt.

Auch bei der Planung der Innenräume legen wir Wert darauf, die verschiedenen, vorhandenen Bauphasen zu respektieren, sie aber mit gemeinsamen gestalterischen Mitteln zu einer homogenen, zeitgemäßen Architektur zu vereinen: Als Referenz an das ursprüngliche Palais werden Türöffnungen im Vorderhaus vergrößert, die Tragstruktur der Decken genutzt um sie zu strukturieren oder Parkettböden mit Friesen und einer überhöhten Sockelleiste eingebaut. Diese Mittel finden sich in den neueren Zeitschichten in passenden Abwandlungen wieder, zum Beispiel der Sockel als farbig abgesetzte Fläche oder der Holzboden ohne die Friese.

Neben allgemeinen Zielen einer Generalsanierung wie die Instandsetzung des Bestandes, Schadstoffbeseitigung, energetische Sanierung oder Erneuerung der technischen Gebäudeausrüstung waren darüberhinaus folgende Maßnahmen Teil der Planung: Denkmalrelevante Bauteile des Vorderhause wie die Stuckfassade, die Fenster oder das Treppenhaus Ost werden fachgerecht saniert. Ein eingeschossiger Querbau im Innenhof verbindet die beiden Seitenflügel und ermöglicht größere, zusammenhängende Vermietflächen. Die beiden Seitenflügel werden aufgestockt und ergänzen weitere Büroflächen sowie eine Dachterrasse mit Blick auf die Türme der Frauenkirche. Das Treppenhaus West wird erneuert um die Flexibilität und Effizienz der Geschosse zu erhöhen. Die Decken des Vorderhauses werden aufgrund irreparabler Beschädigungen erneuert. Die Tiefgarage im Untergeschoss wird aufgegeben, die Flächen werden für Fahrradstellplätze und einen allgemeinen Duschbereich verwendet.

Bilder Jonas Bloch